Die sieben Weltwunder der Antike:
- Pyramiden von Gizeh
- Gärten der Semiramis
- Zeus-Statue von Olympia
- Artemis-Tempel von Ephesos
- Mausoleum von Halikarnass
- Koloss von Rhodos
- Leuchtturm von Alexandria
1. Die Pyramiden von Gizeh
Vor ungefähr 4500 Jahren herrschten in Ägypten die Pharaonen Cheops, Chephren und Mykerinos. Ihre letzten Ruhestätten sind nicht nur das älteste, sondern auch das einzig erhaltene der sieben Weltwunder.
Die Cheopspyramide ist mit einer ursprünglichen Höhe von 146,6 Metern die größte. Die Chephrenpyramide wurde auf einem höheren Platz angelegt und wirkt deshalb aus der Ferne noch größer, tatsächlich maß sie aber ursprünglich 143,5 Meter. Die Mykerinos-Pyramide bildet mit einer Höhe von 62 Metern den Abschluss der großen drei Pyramiden.
Als Baumaterial diente der in Ägypten reichlich vorhandene Kalkstein. Für das Innere benutzte man gewöhnlichen Kalkstein vom westlichen Nilufer. Die Außenverkleidung war feinkörniger, der Stein hierfür wurde importiert. In späterer Zeit wurde die Verkleidung abgebrochen und als neues Baumaterial verwendet. Bis heute ist es rätselhaft, wie die tonnenschweren Steine aufgetürmt werden konnten. Nach den Schriften des griechischen Historikers Herodot arbeiteten ungefähr 100.000 Männer über einen Zeitraum von 20 Jahren.
Die Cheops-Pyramide
Die Grafik zeigt einen Schnitt durch die Cheopspyramide. Der ursprüngliche Eingang (1) befand sich oberhalb des heutigen Eingangs (2). Nach etwa 30 Metern waren Blockiersteine (3) angebracht, um das Grab vor Räubern zu schützen. Von dieser Stelle gabelt sich der Weg zur unterirdischen Kammer (4) und zu einer weiteren Kreuzung (6). Etwa auf Grundhöhe befindet sich eine naturbelassene Grotte (5).
In der Königinnenkammer (7) wurde einst das Grab der Gattin des Pharaos vermutet, jedoch nicht gefunden. Die Galerie (8) führt zum größten Raum der Pyramide, der Königskammer.
Sie umfassst drei Abschnitte: Eine Vorkammer trennt sie von der Galerie. In der Hauptkammer befindet sich ein Sarkophag aus Granit. Er misst 98,7 x 105,1 x 227,6 cm. Zu groß um die Gänge zur Kammer passieren zu können. Er muss also schon während des Pyramidenbaus dorthin transport werden sein. Auf dem Raum mit dem Sarkophag lastet ein gewaltiger Gesteinsdruck. Entlastungskammern oberhalb der Hauptkammer sorgen dafür, dass die Konstruktion nicht einstürzt. Die Funktion der Schächte, die von der Königskammer und der Königinnenkammer wegführen, ist bis heute nicht zweifelsfrei geklärt.
Die Pyramide als Grabmal oder astronomisches Observatorium?
Besonders rätselhaft ist die Tatsache, dass die Schächte der Königskammer bis nach außen dringen, die der Königinnenkammer sich aber im Gestein verlieren. Um der Sache auf den Grund zu gehen, konstruierte der deutsche Ingenieur Rudolf Gantenbrink den Roboter „Upuaut II.“, der sich durch den Südschacht der Pyramide arbeitete. 65 Meter ging es voran, danach stieß er auf eine Blockierplatte. Diese wurde durchbohrt, doch die Kamera entdeckte dahinter eine weitere Platte. Die Untersuchungen wurden abgebrochen.
Der Oriongürtel als Bauplan?
Zur Funktion der Pyramiden gibt es heute unterschiedliche Theorien. Vielleicht diente die Cheopspyramide gar nicht als Begräbnisstätte. Der Ingenieur Robert Bauval ist davon überzeugt, dass ihre Erbauer die Anordnung der Sterne des Himmels auf der Erde nachkonstruieren wollten. Im Sternbild des Orion, und zwar in der Anordnung der drei Sterne des Oriongürtels, erkennt er die kosmische Vorlage für die Lage der Pyramiden. Gegen die Festlegung als Grabkammer spricht auch ein System von Schächten, die von der Königskammer und der Königinnenkammer wegführen. Luftzufuhr ist dem Erhalt von Mumien eher abträglich. Möglicherweise dienten die Schächte den ägyptischen Astronomen als Hilfsmittel zur Himmelsbeobachtung.
Die Pyramiden bildeten immer wieder eine Kulisse für Spekulationen aller Art. Arabische Quellen verweisen auf die Funktion der Pyramiden als Zufluchts- und Versammlungsort. Christliche Pilger des Mittelalters sahen in ihnen die Kornkammern Josefs für die „sieben mageren Jahre“. Auch Herodot konnte sich dem Zauber der Pyramide wohl nicht entziehen. Ihm haben wir die Legende zu verdanken, dass Cheops sogar seine Tochter Henutsen zur Prostitution zwang, um das gewaltige Bauwerk finanzieren zu können. Das zweite Weltwunder: Die Gärten der Semiramis
2. Die Gärten der Semiramis
Der Name Mesopotamien bedeutet „zwischen den Flüssen“ und geht auf den Griechen Polybios zurück, der im zweiten Jahrhundert v. Chr. das Land zwischen Euphrat und Tigris bereiste. Dieses fruchtbare Gebiet mit der Hauptstadt Babylon war das Zentrum vieler Reiche. Der griechische Historiker Herodot (um 485 – 425 v. Chr.) bezeichnete Babylon unter Nebukadnezar II. als eine Stadt, „die jede andere an Glanz übertraf“. Dabei erwähnte er sowohl die gewaltigen Mauern wie auch den in der Bibel beschriebenen Turm zu Babel, Angaben zu den hängenden Gärten der Semiramis, einer mythischen Königin des Orients, fehlen jedoch. Genauere Hinweise finden sich erst in späteren Quellen, unter anderem bei Diodorus Siculus (1. Jahrhundert v. Chr.) und Strabon (ca. 63 v. Chr. – 23 n. Chr.), die erst einige Jahrhunderte später ihre Aufzeichnungen verfassten.
Das Weltwunder ohne Ruinen
Mit Ausnahme der Pyramiden, des ersten und ältesten Weltwunders, sind heute alle Weltwunder der Antike eingestürzt. Allerdings bürgen Ruinen, gefundene Überreste und zeitnahe Quellen für deren Existenz. Da von den hängenden Gärten jedoch wenig bekannt ist, gelten sie als Mysterium unter den Weltwundern.
Das Rätsel um die Gärten der Semiramis
Diodorus und Strabon liefern Nachweise, das zunächst für die Existenz der Gärten sprechen. Details zur Bewässerung werden genannt: Das Wasser wurde in großen Behältern mit einer Art Paternoster-Kontruktion nach oben befördert und durch Röhren, die „wie eine Panflöte“ angelegt waren, über die Pflanzungen geleitet. Allerdings hatte Diodorus Babylon erst zur Zeit Cäsars (100 v. Chr. – 44 v- Chr.) betreten.
Wann wurden diem Gärten angelegt?
Archäologen datiern die Gärten ungefähr auf das 6. Jahrhundert v. Chr. In der zeitlichen Mitte zwischen der Erbauung und der detaillierten Beschreibung des Weltwunders gab es allerdings folgenschwere Ereignisse: Alexander der Große besiegte 333 v. Chr. die persische Streitmacht bei Issos und ein zweites Mal 331 bei Gaugamela. Die Makedonen eroberten Persien und verbanden die babylonische Kultur mit ihrer eigenen. 323 starb Alexander und es brachen neue Kämpfe im Zweistromland aus, bei denen die Hauptstadt Babylon schwer verwüstet wurde. Vom Hunger getrieben zogen Plünderer umher. Es ist unwahrscheinlich, dass die Gärten davon ausgenommen wurden.
Das Bewässerungssystem
Der deutsche Archäologe Robert Koldewey führte ab 1899 im Gebiet des antiken Babylon umfangreiche Grabungen durch. Neben Stadtmauern, Turm und Palastfundamenten fand er nach seiner Ansicht auch einen Raum, der Vorrichtungen zur Bewässerung enthielt, wie sie Diodorus beschrieben hatte. 1917, während des Ersten Weltkriegs, musste Koldewey das Grabungebiet verlassen. Britisches Militär rückte an.
Heutige Grabungen
Heute ist es aufgrund der angespannten politischen Lage im Irak für die Archäologen nicht möglich, die Grabungsarbeiten fortzusetzen. Zudem wurden bei den Kämpfen im Jahr 2003 zahlreiche Reliefs auf Tonziegeln beschädigt. Die Enträtselung um das Wunder der Semiramis bleibt eine archäologische Herausforderung. Dennoch stellt sich die Frage, welche Größe die Gärten tatsächlich besaßen, und in wieweit die Phantasie der antiken Autoren zur Prachtentfaltung dieses Weltwunders beigetragen haben.
3. Die Zeus-Statue von Olympia
In der Antike veranstalteten die Griechen die Olympischen Spiele als eines ihrer wichtigsten Feste zu Ehren des Göttervaters Zeus. Die Spiele fanden alle vier Jahre statt und einigten die griechischen Städte. Während der Spiele herrschte der olympische Friede, Kampfhandlungen wurden eingestellt und den Teilnehmern und Zuschauern freies Geleit zugesichert. Zur Anlage in Olympia gehörte neben den Sportstätten auch ein Tempelbezirk, wofür der Baumeister Libon von Elis im Jahre 456 v.Chr. einen neuen Zeustempel vollendet hatte. Mit dem Bau der Statue wurde Phidias beauftragt
Das Meisterwerk des Phidias – Schicksal des Phidias
Zwanzig Jahre nach Fertigstellung des Tempels setzte der Bildhauer Phidias sein Meisterwerk hinein: Die zwölf Meter hohe, vergoldete Statue des Göttervaters Zeus. Sie stellte den Herrscher des Olymp mit erhobener Augenbraue dar, denn nach antikem Glauben regierte er so die Welt. Sein Stirnrunzeln genügte, um die Welt erbeben zu lassen. Jeder Grieche sollte das Bildnis einmal gesehen haben. Nach den Beschreibungen des Geographen Pausanias saß der Göttervater auf einem Thron aus Zedernholz, der mit Elfenbein, Gold und Edelsteinen verziert war. Antlitz, Brust, Füße und der nackte Oberkörper waren ebenfalls aus Elfenbein. In der einen Hand hielt er die Statue der Siegesgöttin Nike mit einen Ölzweig, in der anderen das Zepter, mit dem er die Welt beherrschte und darauf ruhend einen Adler.
Seine Kunstfertigkeit brachte Phidias wenig Glück. Der Bildhauer war auch für die Errichtung der Statue der Athene Parthenos im Parthenontempel der Akropolis verantwortlich. Athene hielt in der linken Hand eine Figur der Siegesgöttin Nike. Auf Athenes Schild erkannten einige Neider des Phidias die Gesichtszüge des Bildhauers selbst und erhoben Anklage wegen Gotteslästerung. Andere warfen ihm vor, einen Teil des Goldes der Zeusstatue für sich selbst abgezweigt zu haben. Phidias starb im Gefängnis, während er seinen Prozess erwartete.
Der Verbleib der Zeus-Statue
Der römische Kaiser Caligula scheiterte im Jahre 40 n. Chr. daran, die Statue nach Rom zu bringen. Später wurde das Meisterwerk des Phidias nach Konstantinopel verschleppt, wo es 475 einem Brand zum Opfer fiel. Die letzten Überreste der Statue wurden ein Erdbeben zerstört.
4. Der Artemis-Tempel von Ephesos
Ephesos ist zu antiker Zeit eine blühende Handelsmetropole an der kleinasiatischen Ägäisküste in der heutigen Türkei. Das Stadtgebiet erstreckt sich um die Mündung des Flusses Kaystro was seine besonderen Tücken hat. Sumpfiger Untergrund und Erdbeben stellen die Kunst der antiken Baumeister immer wieder auf die Probe. Wenn man nun vom Artemistempel von Ephesos als Weltwunder spricht, sind eigentlich zwei Bauwerke gemeint. Mit den Bauarbeiten für den älteren Artemistempel, er wird von den Archäologen Tempel „D“ genannt, wurde 560 v.Chr. begonnen (die Bauwerke A bis C waren lediglich Holzkonstruktionen).
Auftraggeber Krösus
Auftraggeber war der Lyderkönig Krösus. Den Anblick des Bauwerks konnte er freilich nicht mehr erleben, denn die Arbeiten zogen sich über 120 Jahre hin. Die Höhe der im ionischen Stil konstruierten und in einer Doppelreihe um das Bauwerk geführten 127 Säulen betrug 19 Meter. Das Allerheiligste des Tempels zierte eine zwei Meter hohe Statue der griechischen Jagdgöttin Artemis. Doch die gewaltige Größe des Tempels wurde zum Fluch. Im Jahre 356 v. Chr. wollte sich ein gewisser Herostratos in der Weltgeschichte verewigen und zündete das Bauwerk an. In derselben Nacht soll der Legende nach Alexander der Große das Licht der Welt erblickt haben, der später die persische Herrschaft über Ephesos beendete.
Die Wiedererrichtung des Artemis-Tempels
Der zweite Tempel wird schon nach kurzer Zeit und wieder am selben Ort errichtet. Der Schutt des alten Gebäudes dient dabei als Fundament. Als Baumeister werden Cheirokrates, Demetrios und Paionios erwähnt. Kein geringerer als Phidias schafft die Statue für das Innere. Der berühmte Bildhauer ist auch der Schöpfer eines anderen Weltwunders, der Statue des Zeus in Olympia. Der neue Tempel verhilft Ephesos wieder zum alten Glanz und wird in der Stadt zu einem wichtigen Zentrum. Die stolze Stadt fällt im Jahre 133 v. Chr. an das Römische Imperium und wird zur Hauptstadt zur Provinz Asia.
Der Artemis-Tempel und Heraklit
Über Heraklit, den eigenwilligen Philosophen und Spross einer alten Königsfamilie von Ephesos, wird folgende Geschichte erzählt:
Der Philosoph Heraklit verachtete die Unmündigkeit der Bürger seiner Stadt Ephesos. Nachdem er häufig von ihnen um Rat gefragt wurde und er dies nicht etwa als Ehre sondern als Belästigung empfand, befahl er sein Buch „Über die Natur“ in den Tempel der Artemis zu bringen, damit es nur von wenigen Bürgern gelesen werden konnte. Damit stellte er den Archäologen eine große Aufgabe. Herklits Buch ist bis heute verschollen.
Paulus in Ephesos
Durch die Missionsreisen des Apostels Paulus geht das vierte Weltwunder auch in die biblische Geschichtsschreibung ein. Kapitel 19 der Apostelgeschichte berichtet über einen Streit mit dem Silberschmied Demetrios, der durch das aufkommende Christentum um den Bestand des Artemiskultes und dem damit verbundenen Broterwerb fürchtete. Im Jahre 262 n. Chr. wird der Tempel durch die Goten endgültig zerstört. Die archäologische Erforschung der Überreste beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Stunde eines Schatzjägers schlägt 1903. Der Brite David Hogarth entdeckte über 3000 Perlen, Schmuckgegenstände und Münzen, den „Schatz der Artemis“. Die Überreste der Bildhauerwerkstatt des Phidias werden 1956 freigelegt.
5. Das Mausoleum von Halikarnass
Im Jahre 377 v. Chr. erhebt der karische König Mausolos II. die kleinasiatische Stadt Halikarnass zur Metropole seines Reiches. Für sich und seine Gemahlin Artemisia gibt er dort den Bau einer ewigen Ruhestätte in Auftrag. Der römische Gelehrte Plinius der Ältere schildert das Bauwerk in seiner „Naturalis Historia“ (Naturgeschichte) recht detailgetreu: „Es misst von Süd nach Nord je 36 Fuß, ist an den Fronten etwas kürzer und wird im gesamten Umfang mit 411 Fuß gemessen. Es erhebt sich zu einer Höhe von 25 Ellen und ist mit einem Umgang von 36 Säulen umfasst, über dem über dem eine Pyramide von 24 Stufen ragt, die eine Quadriga aus Marmor krönt“.
Die Fertigstellung des Weltwunders
Als Baumeister des Monuments werden die Griechen Satyros und Pytheos genannt. Der Bau zieht sich über eine so lange Zeit hin, dass Mausolos die Fertigstellung nicht mehr erlebt. Der Legende nach lässt Artemisia ihren Gemahl nach dessen Tod im Jahre 535 v. Chr. aber nicht bestatten, sondern nimmt die Asche des verbrannten Leichnams in einem Trank ein. Danach lässt sie die Arbeiten fortsetzen, stirbt aber ein Jahr vor dem Abschluss.
Das Weltwunder als Lieferant für Baumaterial
Das Mausoleum wird zwar bei verschieden Erdbeben beschädigt, bleibt aber in Teilen über die Antike hinaus erhalten. Erst als die Johanniter den Ort Halikarnass als Flottenstützpunkt in Besitz nehmen und Baumaterial für ihre Burg St. Peter benötigten, werden die Reste abgetragen.
Britische Archäologen entdeckten in der Mauer der Kreuzfahrerburg Statuen und Reliefplatten mit den Darstellungen kämpender Amazonen. Sie stammen aus dem Mittelteil des Mausoleums. Zu besichtigen sind sie im Britischen Museums in London.
Der Begriff Mausoleum hat sich später von seinem Namensgeber emanzipiert. Ein Mausoleum gilt weltweit als der Inbegriff eines prächtigen Grabdenkmals. Das indische Taj Mahal wird deshalb auch als das Mausoleum der Neuzeit bezeichnet.
6. Der Koloss von Rhodos
Seit 1886 wird der Hafen von New York von einer Dame mit langer Robe und Fackel bewacht. Die Freiheitsstatue ist nicht die erste ihrer Art. Ihr antiker Vorläufer wurde einst auf Rhodos errichtet. Nicht zuletzt wegen ihrer besonderen Lage zwischen Ägäis und Mittelmeer hatte sich die Insel zu einem wichtigen Handelsplatz entwickelt. Im Jahre 357 v. Chr. fällt sie in die Hände von König Mausolos. Der Herrscher ist kein Unbekannter, schließlich veranlasste er den Bau des Mausoleums, das als viertes Weltwunder in die Geschichte eingeht. Doch auch in den Folgejahren kommt die Insel nicht zur Ruhe. 340 v. Chr. übernehmen die Perser die Insel, 332 v. Chr. Alexander der Große. Nach dem Zerbrechen des Alexanderreiches unterstützen die Einwohner von Rhodos den König Ptolemäus I. Sein Gegner Antigonos Monophtalmos schickt daraufhin eine Strafexpedition unter der Führung seines Sohnes Demetrius.
Die Hilfe des Sonnengottes
Da ihm die Einnahme der Insel nicht gelingen will, ordnet Demetrius den Bau einer Belagerungsmaschine an. In ihrer Not suchen die leidgeprüften Rhodier bei ihrem Schutzgott Helios um Rat. Die Orakelpriester verkünden, dass um die Stadt ein unsichtbarer Graben gezogen werden solle. Nachdem die Belagerungsmaschine der Angreifer darin stecken bleibt und die Stadt von der Übernahme verschont wird, beginnt der Bau einer bronzenen Statue zu Ehren des Sonnengottes Helios. Die Arbeiten unter der Aufsicht des Baumeisters Chares von Lindos nehmen zwölf Jahre in Anspruch. Die Statue wird aber schon 56 Jahre nach ihrer Fertigstellung durch ein Erdbeben zerstört und, hatte somit von allen Weltwundern den kürzesten Bestand. Der griechische Geograph Strabon klagte:
Das Schönste aller Weihegeschenke und Statuen in der Stadt aber ist der Koloss des Helios, von dem das Gedicht sagt, es habe ihn gemacht, sieben mal zehn Ellen hoch Chares aus Lindos. Jetzt liegt er am Boden, umgestürzt durch ein Erdbeben, abgebrochen an den Knien.
Strabon
Weil die Einwohner von Rhodos fürchten, dass der Sonnengott selbst die Vernichtung der Statue durch ein Erdbeben angeordnet habe, lehnen sie einen Wiederaufbau ab. Im Jahre 1932 wird in Rhodos ein Helios-Relief gefunden, das zu Rekonstruktionszeichnungen dient. Das Bild oben zeigt aber einen früheren Rekonstruktionsversuch des Barockbaumeisters Fischer von Erlach. Die Konstrukteure der Freiheitsstatue haben ihre Lektion aus dem Einsturz des Weltwunders gelernt. Im Inneren der Skulpur befindet sich eine Fachwerk aus Stahlträgern, entworfen von Gustave Eiffel, dem Konstrukteur des Eiffelturms in Paris.
Die Bronzetafel der New Yorker Freiheitsstatue
Die 1903 in einer Bronzetafel im Fuße der New York Freiheitsstatue eingelassen Worte zeigen die Verküpfung zwischen der alten und der modernen Welt:
„Not like the brazen giant of Greek fame, with conquering limbs astride from land to land; here at our sea-washed, sunset gates shall stand a mighty woman with a torch, whose flame Is the imprisoned lightning, and her name mother of exiles. From her beacon-hand glows world-wide welcome; her mild eyes command the air-bridged harbor that twin cities frame.
„Keep, ancient lands, your storied pomp!“ cries she with silent lips. „Give me your tired, your poor, your huddled masses yearning to breathe free, the wretched refuse of your teeming shore. Send these, the homeless, tempest-tossed to me: I lift my lamp beside the golden door“.
Leuchtturm von Alexandria
Die 332 v. Chr. von Alexander dem Großen an der Nilmündung gegründete Stadt entwickelte sich prächtig. Nicht nur Schiffs- und Karawanenwege kreuzten sich hier, auch das geistige Leben erblühte. Ptolemaios I. gründete das Museion (Museum) von Alexandria, einen Ort der Wissenschaften. Hier befand sich die legendäre Bibliothek von Alexandria, und hier fand sich die Forscherelite der Antike ein. Euklid systematisierte die Geometrie und betrieb Studien zur Lichtreflexion. Archimedes entwickelte die Hebelphysik und – „Heureka“ – die Gesetze der Wasserverdrängung und des Auftriebs. Erathostenes berechnete berechnete den Erdumfang mit einer Abweichung von nur 4 Prozent. Die Stadt war dazu prädestiniert, eine technisches Bauwek zu schaffen, das in die Geschichte eingehen sollte.
20 Jahre Bauzeit
Der Bau des Leuchtturms auf der vorgelagerten Insel Pharos wurde von Ptolemaios dem I. begonnen und von seinem Nachfolger Ptolemaios II. nach 20 Jahren Bauzeit im Jahr 279 vollendet. Der Leuchtturm war mit 140 Metern Höhe nach den Pyramiden das höchste Gebäude der Welt.
Seine Spitze zierte eine Statue des Meeresgottes Poseidon und in seinem Inneren sorgte eine Reihe von Spiegeln für die Bündelung des Lichts. Es wies den ankommenden Schiffen den Weg und sicherte die Hafeneinfahrt von Alexandria.
Die Rekonstruktion und Entdeckung des letzten Weltwunders
Über Ptolemäus II. und seinen Baumeister Sostratos wird folgende Anekdote erzählt:
Ptolemäus II. verlangte, dass auf dem Fundament des Leuchtturms nur der Herrschername zu lesen sei. Sostratos schrieb diesen aber nur in den Verputz, darunter hatte er folgende Worte in den Stein gehauen:
SOSTRATES SOHN VON DEXIPHANES VON KNIDOS
IM NAMEN ALLER SEEFAHRER FÜR DIE RETTENDEN GÖTTER
Als das Seewetter am Bauwerk genagt hatte, bröckelte der Putz ab und die Botschaft des Sostratos kam wieder zum Vorschein. Der Leuchtturm selbst wurde durch schwere Erdbeben in den Jahren 365, 796 und 1303 zerstört und teilweise wieder aufgebaut.
Unter der türkischen Herrschaft zu Beginn des 12. Jahrhunderts wurde direkt neben dem Leuchtturm eine Moschee errichtet, die Teile des Leuchtturms integrierte. Sein natürlicher Verfall ist auf Erdbeben zurückzuführen. Mit Ausnahme der Pyramiden von Gizeh sind heute alle Weltwunder zerstört. Die Frage nach dem ursprünglichen Aussehen und dem genauen Standort sind Herausforderung für die Archäologen. Im Falle des Leuchtturms gibt es zahlreiche Hinweise dazu. Die Insel Pharos wurde bereits in der Antike mit einem 1300 Meter langen Damm mit dem Festland verbunden. Zudem gibt es zahlreiche literarische Quellen sowie Münzen aus der hellenistischen Epoche und der römischen Kaiserzeit.
Die Wiederentdeckung des Weltwunders
Im Frühjahr 1995 entdeckten französische Unterwasser – Archäologen in der Bucht von Alexandria eine Vielzahl von Steinblöcken auf dem Meersgrund. Wie einst die antiken Ingeneure waren sie mit der Spitzentechnik ihrer Zeit ausgerüstet. Die Funde konnten geordnet, kartographiert und dem einstigen Weltwunder zugeordnet werden. Dabei war die Arbeit nicht leicht, denn das küstennahe Meersegebiet ist durch die Abwässer der wieder pulsierenden Metropole Alexandria getrübt.