Heraklit von Ephesus

Biografie: Heraklit von Ephesus
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Heraklit wird in Ephesos geboren, das damals zur persischen Satrapie (Provinz) Kleinasien gehörte. Als Sohn des Blyson (oder Herakon) stammt er aus einem aristokratischen Geschlecht, wodurch er erblichen Anspruch auf das Amt des königlichen Opferpriesters hat. Er verzichtet aber zugunsten seines Bruders. Seinen Mitbürgern und ihrem Staat steht Heraklit distanziert gegenüber. Sein Lebensverlauf ist ungeklärt. Die wenigen biographischen Daten und Angaben, die meist auf dem Geschichtsschreiber Diogenes Laertios beruhen, sind meist anekdotisch und mit Vorsicht zu genießen.
500-494
Niederwerfung des Aufstands der griechischen Städte an der Ägäisküsten Kleinasiens gegen die persische Herrschaft, Zerstörung der antiken Handelsmetropole Milet.
490
Die Strafexpedition von König Dareios I. gegen das griechische Mutterland, das den Aufstand der kleinasiatischen Griechen unterstützt hatte, scheitert in der Schlacht von Marathon. Den Griechen gelingt es, unter ihrem Strategen Miltiades die persische Streitmacht zu besiegen.
 Heraklit verfasste wahrscheinlich ein Werk „Peri Physeos“ (Über die Natur), von dem nur Fragmente in Form von Zitaten späterer Autoren erhalten sind. Angeblich hat er das ursprüngliche Manuskript im Artemistempel in Ephesos hinterlegt. Die Zitate bestehen häufig nur aus einem Satz und sind oft Paradoxien oder Wortspiele. Wegen dieser fragmentarischen Überlieferung ist die Philosophie des Heraklit nur schwer zu entschlüsseln und zu interpretieren, auch schon in der Zeit der Antike. Heraklit erhält bereits damals den Beinamen „Der Dunkle – Ho Skoteinos“. Trotz der Nähe zu Milet scheint er keinen Kontakt zu den gleichzeitigen dortigen Philosophen wie Thales oder Anaximander gehabt zu haben. Heraklit hat auch keine philosophische Schule gegründet. 
 Die Philosopie des Heraklit wird als materieller Monismus bezeichnet, da er alle Dinge als Materialisationen eines vernünftigen Weltfeuers ansieht. Aus dem Feuer entsteht die Welt, die sich in all ihren Erscheinung den Regeln des Logos, der Weltvernunft unterwirft. Diese Weltvernunft gilt es zu erkennen. Treffend charakterisiert Heraklit den ständigen Wandel: „Panta rhei“ – alles ist im Fluss. Man kann ihn deshalb als frühen Vertreter der Evolutionstheorie einordnen. Heraklit vertritt die Meinung, dass der Logos für die Mehrheit der Menschen nicht erkennbar ist. Er selbst war natürlich eine Ausnahme. Viel hat sich Heraklit mit den Gegensätzen der Dinge befasst. Von Heraklit stammt der berühmte Satz über den Krieg: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien.“
480
Zweiter Perserzug gegen Griechenland: Die karthagischen Verbündeten der Perser werden bei Himera von Gelon von Syrakus geschlagen: Nach der Schlacht an den Thermopylen im August und der Plünderung Athens werden die Perser in der Seeschlacht von Salamis entscheidend geschlagen.
478
Befreiung der griechischen Städte in Kleinasien durch eine griechische Flotte unter dem Spartaner Pausanias.
483/75
Tod Heraklits. Angeblich war er wegen seiner rein vegetarischen Lebensweise an Wassersucht erkrankt und konnte sich wegen seiner rätselhaften Ausdrucksweise den Ärzten nicht verständlich machen. Heraklit gehört zu den Philosophen, die in Raffaels berühmtem Gemälde „Die Schule von Athen“ einen zentralen Platz einnehmen. Grübelnd stützt er sich dort auf einen Steinblock. Heraklits Philosophie erfährt in der Moderne besonders durch Friedrich Nietzsche eine neue Popularität.
  
 Literatur: Miroslav Marcovich, Herakleitos, Pauly-Wissowa RE Supplementband 10, Stuttgart 1965, S. 246–320, Christof Rapp, Vorsokratiker, München 1997; Jaap Mansfeld (Hrsg. und Übers.): Die Vorsokratiker, Band 1: Milesier. Pythagoreer, Xenophanes, Heraklit, Parmenides. Stuttgart 1983; Laura Gemelli (Hrsg. und Übers.): Vorsokratiker.  Band 1: Thales, Anaximander, Anaximenes, Pythagoras und der Pythagoreer, Xenophanes und Heraklit, München 2007;  Wilhelm Capelle (Übers.): Die Vorsokratiker. Fragmente und Quellenberichte. (Kröners Taschenausgabe; Bd. 119). Stuttgart 1935, wiederholte Neuauflagen.
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