Biografie Friedrich Nietzsche | |
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Steckbrief: Friedrich Nietzsche lebte von 1844 bis 1900. Stichworte zum Lebenslauf von Friedrich Nietzsche: Aphorismen, Antichrist und Existenzphilosophie. Kurze Zusammenfassung der Biographie: Mit seiner Formel „Gott ist tot“ beschrieb Nietzsche die Verlorenheit des Menschen in der Welt. | |
1844 | Friedrich Nietzsche wird am 15. Oktober in Röcken bei Lützen geboren. Der Ort leigt in Sachsen. Er ist der Sohn des protestantischen Pfarrers Carl Ludwig Nietzsche und dessen Ehefrau Franziska. |
1849 | Nach dem Tod des Vaters zieht die Familie nach Naumburg. Friedrich Nietzsche wächst mit der Mutter und drei Schwestern auf. |
1858 – 1864 | Besuch des Internats Schulpforta bei Naumburg. |
1864 | Studium der Theologie und klassischen Philologie an der Universität Bonn. |
1865 | Fortsetzung des Studiums in Leipzig. Nietzsche vertieft sich in die Philosophie des Leidens von Arthur Schopenhauer. Freundschaft mit dem Altphilologen Erwin Rohde. Nietzsche gibt das Theologiestudium auf. Er widmet sich nun als Altphilologe der griechischen Antike. |
1868 | In München begegnet Friedrich Nietzsche Richard Wagner, für dessen Werk er sich zunächst begeistert. Später greift er Wagner scharf an. |
1869 | Nietzsche wird im Alter von 25 Jahren außerordentlicher Professor der klassischen Philologie an der Universität Basel. Herausragend sind seine Schärfe und seine Stilistik. Beginn der Beziehungen zum Kunsthistoriker Jacob Burckhardt. |
1870 | Im August nimmt Nietzsche als freiwilliger Krankenpfleger am Deutsch-Französichen Krieg teil und erkrankt schwer. Beginn der Freundschaft mit dem Theologen Franz Overbeck. |
1872 | Basler Vorträge „Über die Zukunft unserer Bildungsanstalten“. Wagner und Nietzsche treffen sich in Bayreuth. Nietzsches erstes Buch erscheint: „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“. |
1873 | Es entsteht die erste und zweite „Unzeitgemäße Betrachtung“ (David Strauß, der Bekenner und der Schriftsteller; Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben) sowie das Fragment „Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen“. |
1874 – 1876 | Die dritte und vierte „Unzeitgemäße Betrachtung“ (Schopenhauer als Erzieher; Richard Wagner in Bayreuth) entstehen. „Schopenhauer als Erzieher“ lehrt den Pessimismus. Demnach ist der Mensch von wechselnden Interessen bestimmt, die zu keinem Ziel führen. Sein Leiden ist daher sinnlos. Nur wer genügend Distanz gewinnt, um die Welt als Schauspiel zu betrachten, erlangt inneren Frieden. |
1876 | Zunehmende Krankheit. Im Oktober unterbricht er aus gesundheitliche Gründen seine Arbeit an der Universität Basel. Den Winter verbringt Nietzsche in Sorrent mit dem Psychologen Paul Reé und Malwida von Meysenbug. Der erste Teil von „Menschliches Allzumenschliches“ entsteht. |
1879 | Nach schwerer Erkrankung gibt Nietzsche seine Professur an der Universität Basel auf. |
1880 | Es entstehen „Der Wanderer und sein Schatten“ und der zweite Teil von „Menschliches Allzumenschliches“. Aufenthalt in Venedig und Genua. |
Gott ist tot | |
1880 – 81 | Die „Morgenröte“ entsteht. Den Sommer 1881 verbringt Nietzsche erstmals in Sils-Maria, auf einer einsamen Hütte im Schweizer Engadin. Dort schreibt er „Die fröhliche Wissenschaft“. Zentral ist die Aussage „Gott ist tot“. Nietzsche lehnt alle „Jenseitigkeit“ ab. Zertrümmert wurde sie nach seiner Ansicht von Immanuel Kant, dem Philosophen der Aufklärung. Eine Welt hinter der Physik (Metaphysik) gibt es nicht mehr. Nach Gottes Tod fordert Nietzsche die „Umwertung aller Werte“. Die Ethik des Sokrates, der aus dem Menschen einen besseren Menschen schaffen wollte, wird bei Nietzsche ins Gegenteil verkehrt. |
1882 | Reise nach Sizilien. Freundschaftsbeziehung mit Lou von Salomé. Sie lehnt einen Heiratsantrag Nietzsches ab. 1894 widmet sie ihm das Buch „Friedrich Nietzsche in seinen Werken“. Den Winter verbringt er in Rapallo, wo der erste Teil von „Also sprach Zarathustra“ entsteht. |
1883 – 1885 | Erster Winter in Nizza. Es entsteht der dritte und vierte Teil des „Zarathustra“ sowie „Jenseits von Gut und Böse“. |
1886 | Im Mai und Juni letztes Zusammensein mit Erwin Rohde in Leipzig. Im folgenden Jahr schreibt er die „Genealogie der Moral“. |
1888 | Erster Aufenthalt in Turin. Nietzsche arbeitet ununterbrichen. Es entstehen u. a. „Der Fall Wagner“, „Götzendammerung“, „Der Antichrist. Fluch auf das Christentum“, „Ecce Homo. Wie man wird, was man ist.“, „Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen“. Im „Antichristen“ steigert er sich in einen Größenwahn hinein. In seinen „Gesetzen wider das Christenthum“ fordert er, die Priester „auszuhungern“ und in „jede Art Wüste“ zu treiben. |
1889 | Im Januar erleidet Nietzsche in Turin einen geistigen Zusammenbruch. Er wird von der Mutter bis zu ihrem Tod Ostern 1897 und dann von seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche betreut. |
1900 | 25. August: Nietzsche stirbt in Weimar. Das Buch „Wille zur Macht“ wird nach seinem Tod als Fragment herausgegeben. Vor allem durch dieses Buch wurde Nietzsche später von den Nationalsozialisten instrumentalisiert. Einige Quellen weisen darauf hin, dass Nietzsches Philosophie vor allem durch Elisabeth Förster-Nietzsche umgedeutet wurde. Sie verwaltete seinen Nachlass. Ihr Ehemann Bernhard Förster war ein radikaler Antisemit. Nietzsches radikale Philosophie hat bis heute nichts an Schärfe verloren. Karl Jaspers warnte davor, den Einstieg in die Philosophie mit Nietzsche zu beginnen. Einen starken Einfluss übte Nietzsches Philosophie auf Martin Heidegger und Hannah Arendt aus. |
Literatur: Frenzel, Ivo: Nietzsche. Reinbek bei Hamburg 1966; Müller-Lauter, Wolfgang: Über Werden und Wille zur Macht. Nietzsche-Interpretationen, Band 1. Berlin 1999; Röd, Wolfgang: Der Weg der Philosophie. Band II., München 2000. Salome, Lou: Friedrich Nietzsche in seinen Werken. 1894. (Neu herausgegeben mit Anmerkungen von Thomas Pfeiffer). Frankfurt am Main/ Leipzig 2000. |