Die Reihenfolge der Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.
Das Matthäus-Evangelium
Mit dem Namen Matthäus sind zwei wichtige Personen der Bibel verbunden. Zum Kreise der zwölf Apostel gehört Matthäus, der Zöllner aus Kafarnaum. Der Evangelist Matthäus ist eine andere Person mit gleichem Namen und einer der drei Synoptiker. Matthäus, Markus und Lukas hatten ähnliche Quellen und eine ähnliche Sicht auf die Geschichte Jesu. Manche Stellen wurden einfach zwischen den Evangelisten übertragen. Das aus dem Altgriechischen stammende Wort Synopse bedeutet „Zusammenschau“.
Hauptquelle des Matthäusevangeliums ist nach den Ergebnissen der heutigen Forschung das Markusevangelium. Besonders auffällig folgt Matthäus dem Urtext in der Schilderung des Wirkens von Johannes dem Täufer, der Jüngerthematik und der Bergpredigt. Letztere nimmt in der christlichen Ethik eine besondere Stellung ein. Sie verheißt die göttliche Gerechtigkeit für die Schwachen und Ausgestoßenen. Die so provokanten Seligpreisungen beginnen mit recht nüchternen Worten: „Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie:“
Die frohe Botschaft
Das Wort Evangelium stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Teilen „eu“ (gut, froh) und „angelos“ (Botschaft, aber auch Bote) zusammen. Die Silbe „eu“ hat sich zu „ev“ gewandelt. Ursprünglich war das Evangelium gleichbedeutend mit dem Akt der mündlichen Verkündigung selbst, heute umfasste der Begriff die schriftlichen Zeugnisse. Die gebräuchliche Übersetzung lautet „frohe Botschaft“.
Was ist ein Evangelist?
Das Wort Evangelist findet sich nur in einigen wenigen Stellen des Neuen Testaments. Es bezeichnet ganz allgemein einen predigenden Wandermissionar. Erst im dritten Jahrhundert hat es sich konkretisiert und meint seither den Verfasser einer Geschichte über das Leben Jesu. 1947 wurde eine koptische Übersetzung des Thomasevangeliums entdeckt. Es enthält Jesusworte, nicht aber die zugehörigen Rahmenhandlung, weshalb der Kreis der Evangelisten nicht erweitert wurde.
Die Seligpreisungen
Selig die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich.
(Matthäus 5,1-12)
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden gesättigt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott anschauen.
Selig die Friedensstifter; denn sie werden Kinder Gottes heißen.
Selig, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn man euch um meinetwillen schmäht, verfolgt und euch lügnerisch alles Böse nachredet.
Freut euch und frohlockt; denn euer Lohn ist groß im Himmel. Ebenso hat man ja auch die Propheten verfolgt, die vor euch lebten.
Die Matthäus – Passion
Die Passion, die Leidensgeschichte Jeus, schildert Matthäus sehr eindringlich. Johann Sebastian Bach hat die Geißelung musikalisch umgesetzt. Sein Choral der Matthäus-Passion ist auch ein bekanntes Kirchenlied:
O Haupt voll Blut und Wunden / Voll Schmerz und voller Hohn,
O Haupt, zu Spott gebunden / Mit einer Dornenkron,
O Haupt, sonst schön gezieret / Mit höchster Ehr und Zier,
Jetzt aber hoch schimpfieret / Gegrüßet seist du mir!
Du edles Angesichte / Dafür sonst schrickt und scheut
Das große Weltgerichte / Wie bist du so bespeit;
Wie bist du so erbleichet! / Wer hat dein Augenlicht,
Dem sonst kein Licht nicht gleichet / So schändlich zugericht‘?
Das Markus-Evangelium
Markus ist ein römischer Name, der für den Evangelisten ursprünglich als Beiname verwendet wurde. Wohl um Verwechslungen zu vermeiden, wurde er aber zum eigentlichen Namen umfunktioniert. Geboren wurde Markus als Johannes, Sohn einer Maria, deren Haus als Versammlungsort der Jerusalemer Gemeinde diente. Der Evangelist Markus war selbst noch ein Schüler der Apostel, der ersten Generation christlicher Botschafter. Er begleitete Paulus und Barnabas, die ebenfalls in der Jerusalemer Gemeinde tätig waren, auf einer Missionsreise nach Zypern. In Kleinasien kam es zu einem heftigen Streit, der Markus zur alleinigen Rückkehr nach Jerusalem veranlasste. Für eine zweite Zypernreise schlug Paulus vor, ohne Barnabas anzutreten. Dies wiederum missfiel Markus und schließlich reisten Markus und Barnabas zu zweit. Die Entstehung des Markusevangeliums wird etwa auf das Jahr 80 datiert. Die Zuordnung zum historischen Markus ist aber durchaus umstritten, möglicherweise ist die Schrift das Werk eines unbekannten Autors.
Das Markus-Evangelium
Das Evangelium nach Markus ist das älteste und auch das kürzeste. Zusammen mit dem Matthäus- und Lukasevangelium gehört es zu den synoptischen Schriften. Der Begriff Synopse lässt sich im Deutschen gut mit „Zusammenschau“ übersetzen: Die drei Evangelien weisen sowohl in der Wortwahl, wie auch in der Reihenfolge der Überlieferung eine hohen Grad an Übereinstimmungen auf.
Die Redaktionsgeschichte der Bibel
Die Forschung kennt unterschiedliche Thesen zur Redaktionsgeschichte der Bibel. Entweder hat es unterschiedliche Quellen gegeben, oder es wurden Teile der älteren Evangelien für spätere Ausgaben als Vorlage benutzt.
Markus wendet sich in erster Linie an die „Heidenchristen“. Dieser Begriff steht für christliche Gemeindemitglieder, die nicht aus dem jüdischen Umfeld übergetreten waren, sondern anderen Religionen, wie beispielsweise dem griechischen Götterglauben entstammten. Das in griechischer Sprache verfasste Markusevangelium berichtet in einfachen Worten von Jesu Leben, Jesu Wirken und der Passiongeschichte. Eine Schlüsselstelle findet sich in einem Dialog zwischen Jesus und Petrus des Petrus: Der Apostel bekennt sich stellvertretend für die Jünger zu Jesus als Messias. Nach dem Glaubensbekenntnis gibt Jesus einen Hinweis sein zukünftiges Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung.
Das Messiasbekentnis des Petrus
Und Jesus ging samt seinen Jüngern hinweg in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Für wen halten mich die Leute? Da sagten sie zu ihm: Für Johannes den Täufer, andere für Elia, noch andre für einen der Propheten. Und er fragte sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete und sagt zu ihm: Du bist der Christus. Und er gab ihnen strengen Befehl, sie sollten zu niemandem über ihn reden.
(Mk 8, 27-30)
Die erste Ankündigung von Leiden und Auferstehung
Und er fing an, sie zu lehren, der Menschensohn müsse viel leiden und von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.
(Mk 8, 31)
Das Lukas-Evangelium
Zur Person des Evangelisten Lukas gibt es unterschiedliche Ansätze. Der Kanon Muratori nennt einen Arzt mit Namen Lukas als Verfasser des dritten Evangelienbuchs, der Apostelgeschichte und als Reisebegleiter und Schüler des Paulus. Ob er tatsächlich im Umkreis des Apostels Paulus gewesen ist, gilt als sehr umstritten. Denn Lukas irrt nicht nur in seiner Darstellung der Jerusalemreisen des Paulus, er berichtet auch nichts von seinen zahlreichen Briefen. Aus diesem Grund bleiben für die Autorenschaft der Apostelgeschichte einige Fragen offen. Denn die Briefe des Paulus sind für die Apostelgeschichte weder eingearbeitet noch als Quellen nachweisbar, wahrscheinlich stammt die Apostelgeschichte aus einer Zeit vor oder nach Paulus.
Das Markusevangelium als Quelle
Der Verfasser legt im Vorwort Rechenschaft darüber ab, was er mit seiner Schrift verfolgt und er erwähnt auch das Markusevangelium als Quelle. Das umfangreiche Werk, es entspricht in etwa dem Doppelten des Markusevangeliums, richtet sich in erster Linie nicht an Juden, sondern an die Anhänger der griechischen Gottheiten und anderer Religionen jenseits des jüdisch-christlichen Bekenntnisses.
Texte, die in den anderen Evangelien nicht enthalten sind, werden als „Lukanisches Sondergut“ bezeichnet. Sie umfassen etwa ein Drittel der Schrift. Auch das Gleichnis des barmherzigen Samariters ist nur im Evangelium nach Lukas enthalten. In der christlichen Ethik symbolisiert es die Aufforderung zur tätigen Nächstenliebe. Der Name Samariter leitet sich vom Herkunftsort des Helfers im Gleichnis ab. Im Laufe der Zeit entwickelt er sich zum Inbegriff für wohltätige Menschen.
Das Gleichnis des barmherzigen Samariters
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!“
(Lk 10, 25-37)
Das Johannes-Evangelium
Über den Autor des letzten Evangeliums gibt zwei plausible Theorien. Die erste setzt den Evangelisten mit dem Apostel Johannes gleich. Er und sein Bruder Jakobus, die Söhne des Zebedäus, standen Jesus besonders nahe. Nach Ostern wirkte Johannes zusammen mit Petrus, und war maßgeblich am Aufbau der Urgemeinde in Jerusalem beteiligt. Der Verfasser des Evangeliums wäre demnach besonders nahe am Geschehen gewesen.
Daneben existiert eine Hypothese, die sich auf den zwischen 120 und 130 gestorbenen Bischof Papias von Ephesos stützt. Eine Presbyter (Ältester) mit dem Namen Johannes wird von ihm als bedeutender Theologe und Verfasser der Johannesbriefe erwähnt. Bei der Stilanalyse zeigten sich deutliche Parallelen zwischen dem Johannesevangelium und den Johannesbriefen. Vertreter der zweiten Hypothese gehen davon aus, dass das Evangelium in einem längeren Zeitraum entstand, in etwa von 70 bis 90, und erst zum Ende des 1. Jahrhunderts seine endgültige Fassung erhielt.
Besonderheiten des Johannes-Evangeliums
Die Schrift des Johannes weist einige Besonderheiten auf. Seine topographischen Angaben enthalten zahlreiche historische Konnotationen, die jedoch nicht immer zutreffend sind. Von allen Evangelisten hat sich Johannes am weitesten von der Historie entfernt. Jesu Reden sind in tiefgründiger, hymnischer und metaphernreicher Sprache wiedergegeben. Der Verfasser wusste in besonderer Weise um die Wirkung der Worte.
Der Prolog des Johannes-Evangeliums
Der Prolog des Johannes-Evangeliums gehört zu den bekanntesten Stellen der Bibel und hebt die gesamte Schrift von Beginn an auf eien besondere Stufe. Das Johannesevangelium wurde schon im 2. Jahrhundert als das pneumatische Evangelium bezeichnet. Pneuma ist das griechische Wort für „Geist“ oder Hauch“. Gemeint ist der Hauch des Schöpfers, der die Seelen durchdringt. Die wohl bekanntestes Stelle des Evangeliums ist der Prolog (griech. Vorrede). In ihm nimmt Johannes der Täufer das Erscheinen Gottes in Gestalt seines Sohnes Jesus vorweg.
Am Anfang war das Wort
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Im Anfang war es bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht begriffen. Es ward ein Mensch von Gott gesandt, der hieß Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, daß er von dem Licht zeugte, auf daß sie alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern daß er zeugte von dem Licht. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben; welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes zeugt von ihm, ruft und spricht: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz ist durch Moses gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt.
(Joh 1, 1-18)