Der Buddhismus

Die 5 Weltreligionen: Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus
Die 5 Weltreligionen

Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus bilden heute die fünf großen Weltreligionen. Die obere Reihe im Bild links zeigt die Symbole von Judentum, Christentum und Islam, den drei großen monotheistischen Buchreligionen: Fundiert auf die Bücher der Tora, der Bibel und des Korans ist ihnen der Glaube an einen einzigen Gott gemeinsam. Dabei enthält die jeweils jüngere Religion auch Elemente der älteren. Ebenso verhält es sich mit den Religionen des Hinduismus und des Buddhismus, denn der Buddhismus enthält Elemente des Hinduismus. 

Das achtspeichige Rad

Das achtspeichige Rad als Symbol im Bild links ist eines der acht buddhistischen Glückszeichen. Es verkörpert den achtfachen Weg zur Überwindung des Leidens. Nun könnte man die Liste der fünf großen Religionen als unvollständig betrachten und die Frage stellen, ob sie nicht zumindest mit den in Asien weit verbreiteten Strömungen des Konfuzianismus und des Daoismus ergänzen werden muss. Die Abgrenzung zwischen Philosophie und Religion ist aber nicht immer ganz einfach. So kennt beispielsweise der Konfuzianismus zwar Tempel und Zeremonien, nicht aber Priester und Gebete im unserem religiösen Sinne. Der Daoismus wiederum passt als eine Weltanschauung mit sehr wenigen Dogmen nicht in das Schema einer Religion, die eine bestimmte Botschaft vertritt. Nach modernen westlichen Kriterien ist die Religion eine Sache des Glaubens und die Philosophie eine Sache des Wissens – mit diesem Ansatz fällt es nicht schwer, den Buddhismus mehr als jede andere östliche Weltanschauung den Religionen zuzuordnen.

Der Buddhismus in Deutschland

In Deutschland leben heute schätzungsweise 270.000 praktizierende Buddhisten, zwei Drittel hiervon sind ausländische Staatsangehörige. Die genaue Zahl ist schwer zu ermitteln, da man als Buddhist nicht formal zu einer Kirche beitritt, sondern sich lediglich dazu bekennt, im Einklang mit der buddhistischen Lehre zu leben.

Buddhismus, Daoismus und Hinduismus

Anfänglich galt der Buddhismus in China nicht als eine eigenständige Religion, sondern wahlweise als Fortentwicklung des Hinduismus oder Spielart des Daoismus. Eine klare Abgrenzung der Lehre wurde weder von den Gläubigen noch von den Lehrern und Mönchen vorangetrieben. Dazu kam ein buddhistisches Sprachproblem: Die buddhistischen Termini wurden aus Gründen der Verständlichkeit bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. mit dem Vokabular des Daoismus erklärt. Man wollte dadurch ein breites Publikum ansprechen. Dies gelang zwar, näherte aber beide Weltanschauungen so weit aneinander an, dass sich keine klare buddhistische Identität entwickeln konnte.

Buddha und Laoze

Die Daoisten ihrerseits versuchten, den Buddhismus für sich zu vereinnahmen. Um 300 n. Christus gab der daoistische Meister Wang Fou eine Schrift heraus, in der er Buddha mit Laotse 老子 gleichsetzte. Eben jener Laotse hatte auf seinem Weg nach Westen einem Torwächter das Hauptwerk des Daoismus, das legendäre Tao de King 道德经 vermacht. Doch die neue Religion wollte sich mit diesem Versuch der Vereinnahmung nicht abfinden und begann, ihr Profil zu schärfen. Im 3. Jahrhundert nach Christus wurde eine Reihe von Dialogen niedergeschrieben, in denen sich die buddhistische Lehre gegen andere Weltanschauungen abgrenzte. 

Leben und die Lehre Buddhas

Buddhas Lebensdaten werden heute ungefähr auf 560 bis 480 v. Chr. festgesetzt. Er kam mit dem Namen Siddharta Gautama als Sohn eines indischen Fürsten zur Welt. Nach einer Krankheit verließ er die wohlhabende Familie und zog sich in die Einsamkeit zurück. Nach der Legende kam ihm unter einem Feigenbaum eine Erleuchtung über das richtige Leben des Menschen und über das Wesen der Welt. Ab diesem Zeitpunkt wurde er Buddha (der Erleuchtete) genannt. Zentrales Element des Buddhismus ist der Glaube an die Wiedergeburt. Die Seele des Menschen geht – wie auch im Christentum – nicht mit dem physischen Tod verloren. Während sie aber im Christentum im Himmel weiter existiert, kehrt sie im Buddhismus in einer anderen Form auf die Erde zurück. Nur durch die buddhistische Lebensweise kann sie endgültig erlöst werden und ins Nirwana, ins „Nichts“ eingehen.

Die buddhistische Gebetskette

Die Lehren Buddhas sind in 108 Bänden gesammelt. Als Zeichen der Verbundenheit tragen die buddhistischen Mönche die Mala, eine Gebetskette mit 108 Perlen. Die wichtigsten Schriften des Buddhismus vereint die Sammlung Tripitaka (Sanskrit: Drei Körbe), die im 1. Jahrhundert nach Christus entstand. Sie umfasst die Sutras (Lehrsprüche des Buddha), Vinaya (Ordensregeln) und die Abidhamma (philosophische Werke).

Die Fragen des Menandros

Zu den interessantesten Werken außerhalb dieses buddhistischen Kanons zählen die „Fragen des Menandros“. Diese in Dialogform verfasste Schrift schildert die Begegnung zwischen dem baktrischen König Menander (Milinda) und dem buddhistischen Mönch Nagasena. Baktrien war ein Nachfolgestaat der griechischen Weltreichs unter Alexander dem Großen, in dem sich die griechische und die buddhistische Kultur miteinander verbanden. Treibende Kraft hinter dieser Liason war auch der indische Herrscher Ashoka, der sich nach einer Phase der rücksichtlosen Machtausübung zum Buddhismus bekannte und in weiten Gebieten Säulen errichten ließ, in denen buddhistische Lehrsätze eingehauen waren. Archäologen fanden in Baktrien auch Inschriften in griechischer Sprache.

Die buddhistische Heilslehre

Anders als im Christentum gelten Gut und Böse im Buddhismus nicht als moralische Kategorien. Der Buddhist versteht unter dem Guten das, was im Bereich der Wahrheit liegt. Das Böse ist für ihn mit Unwissenheit, mit der „Abwesenheit von Erleuchtung“ begründet. Wie in jeder Religion gibt es darüber aber auch abweichende Meinungen. In der zum Mahayana – Buddhismus gehörenden Tiantai – Schule existiert durchaus auch eine Lehrauffassung der Unmittelbarkeit von Gut und Böse. Im Buddhismus unstrittiger als die Bedeutung von Gut und Böse ist der Gedanke, dass sich die Wilt nicht nur im Großen, sondern auch in den kleinsten Dingen widerspiegelt. Ein berühmter Lehrsatz der Tiantai – Schule lautet: „In jedem Staubkorn sind alle dreitausend Welten enthalten“.

Die fünf Regeln des Buddhismus 

Die christlichen Zehn Gebote sind bei näherem Hinsehen eine Mischung aus Ge- und Verboten: „Du sollst Vater und Mutter ehren“ steht in einer Auflistung mit „Du sollst nicht töten“. Der Buddhismus hingegen kennt zwei getrennte Auflistungen. Dem Gläubigen untersagt sind: Das Töten, das Stehlen, das Lügen, die Wollust und der Genuss von Alkohol. Das Gegenstück zu den fünf Verbotsregeln bildet der achtfache Pfad.

Die vier edlen Wahrheiten

Die vier edlen Wahrheiten bilden den Kern der Lehre Buddhas. Die erste Wahrheit setzt den Kreislauf der Wiedergeburten mit dem Leiden gleich. Die zweite Wahrheit nennt die Begierde nach Genüssen als Grund des Leidens. Die dritte Wahrheit besagt, dass durch das Erlöschen der Ursachen des Leidens auch das Leiden selbst überwunden werden kann. Die vierte Wahrheit lehrt die  Überwindung des „Durstes nach dem Sein“ durch den achtfachen Pfad.

Der achtfache Pfad zur Aufhebung des Leidens

Der achtfache Pfad ergibt sich aus den vier edlen Wahrheiten (siehe Kasten links). Er beschreibt, wie die Ursache des Leidens durch acht Tugenden aufgehoben werden kann: Rechte Anschauung, rechte Gesinnung, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechte Lebensführung, rechtes Streben, rechte Aufmerksamkeit und rechte Meditation. Ein Symbol des achtfachen Pfades ist das achtspeichige Rad.

Dharma und Nirwana

Der aus dem Hinduismus stammende Begriff Dharma bedeutet ursprünglich „Träger“. Im religiösen Kontext ist damit aber etwas Elementares und Gleichgültiges verbunden. Das Dharma ist ein unveränderlicher Teil des Universums, das unser Schicksal bestimmt. Es ist im modernen Sinne vergleichbar mit der Zelle der Menschen, die in ihrer DNS sämtliche Informationen bereithält. Das Nirwana kennzeichnet das Ende der Wiedergeburten und des Kreislaufs des Lebens. Die Leiden des Daseins, die Begierden und der Hass werden im Nirwana aufgelöst.

Das buddhistische Gebet

Buddhistische Gebetstrommeln
Foto: MA Ernst
Buddhistische Gebetstrommeln. Foto: MA Ernst

Im buddhistischen Gebet wird das Ausbrechen aus dem Kreislauf der Wiedergeburten beschworen. Dieser Zustand wird im Nirvana erreicht, dem „Nichts“ oder dem „Nichtwissen“. Die Errettung des Menschen geschieht durch den Verzicht auf alles weltliche Verlangen. Das buddhistische Gebet unterscheidet sich hier vom Christentum, insbesondere vom Ritual der katholischen Fürbitten, bei denen etwa das Erreichen des persönlichen Zieles eines Gläubigen mit eingeflochten werden kann. Die links im Bild zu sehenden Gebetstrommeln enthalten religiöse Texte, die von den Gläubigen durch das Drehen in ihrem Namen „gelesen“ werden. Sie befinden sich zumeist an heiligen Orten und Tempeln. Die Buddhisten feiern nicht wie die Christen gemeinsame Messen, sondern suchen das individuelle Gebet in der Stille. Die Gebetsfahnen, links unten im Bild zu sehen, werden in den Wind gehängt, der sie irgendwann erfasst und mitnimmt.

Die Religion als Selbsthilfe

Buddhistische Gebetsfahnen
Foto: MA Ernst
Buddhistische Gebetsfahnen. Foto: MA Ernst

Mögen alle Wesen Glück
und den Schlüssel zum Glück finden,
mögen sie frei von Leiden
und der Wurzel des Leidens sein
mögen sie nicht vom großen Glück getrennt sein,
in dem es kein Leiden gibt,
mögen sie in großem Gleichmut,
frei von Leidenschaft, Aggression und Vorurteil leben

Buddhistisches Gebet

Dieses traditionelle Gebet ist nicht an eine höhere Macht gerichtet. Die Lehre Buddhas besagt, dass „das Selbst im Selbst Zuflucht nimmt“. Es strebt nicht im westlichen Sinne nach Verwirklichung, sondern nach Auslöschung, nach einem Zusand, an dem nichts mehr an ihm haften kann. Der Buddhist kennt keinen Gott, der für ihn alles zum Guten lenkt. Und auch Buddha ist kein Heilsbringer, sondern lediglich ein Wegweiser. Der Mensch selbst muss den Weg auf sich nehmen. Der Buddhismus ist eine atheistische Religion, eine Religion ohne Gott.  

Die Mantren

Mantren sind Wörter oder Sätze in Sanskrit, die nach hinduistischer und buddhistischer Lehre in Verbindung mit Gottheiten und übernatürlichen Kräften stehen. Der Gläubige reinigt sich durch das innere oder laute Gebet. Sie gehören innerhalb des Buddhismus zur Tantra – Lehre.  

Schamanen und Orakelpriester 

In der Frühzeit der chinesischen Kultur stützen sich die jeweiligen Herrscher auf Orakelpriester und Schamanen. Die Orakelpriester vollzogen seit Mitte des zweiten Jahrtausends ein Ritual, bei dem sie Knochen und Schildkrötenschalen präparierten und mit heißen Metallstäben berührten. Durch die Hitze sprangen die Teile umher, und anhand der neuen Lage wurden die Antworten auf die Orakelfragen abgelesen.
Auch die Schamanen hatten Einfluss auf die Entscheidungen am chinesischen Hofe, über ihre Kulthandlungen ist aber nur wenig bekannt. Wichtigste Quellen sind die Aufzeichnungen der Orakelpriester, die mit den Schamanen um Einfluss konkurrierten. Nach ihnen waren unter den Schamanen auch Frauen, die tanzend eine Art Geisterbeschwörung zelebrierten. An ihren Armen hing ein Schmuck aus Federn.

Buddhistische Priester und Mönche

Mit der Etablierung der Religion übernahmen die buddhistischen Priester die Durchführung der Bestattungsrituale. Die meisten Buddhisten verbrennen ihre Toten. Die Abhaltung von Gottesdiensten und gemeinsame Gebete gehören nicht zu den Kernaufgabe der buddhistischen Geistlichen. Amtspersonen sind daher weniger wichtig als im Christentum, sie sind hauptsächlich für die buddhistischen Feste zuständig. Sehr ausgeprägt ist hingegen das Mönchstum. Die Mönchsregeln sind so gestaltet, dass der Kontakt mit dem Laien zwar offen gehalten, der Umgang aber durch ein strenges Reglement bestimmt wird. Dies bedeutet, dass der buddhistische Mönch nicht mit einer Frau unter einem gemeinsamen Dach wohnen darf. Frauen dürfen auch keine Wohnungen eines Mönchs betreten. Mönche mit einer höheren Weihe (bhikkhu) nehmen im Gegesatz zu den Novizen keine Speisen und Getränke an, die nicht ausdrücklich in die Almosenschale oder die Hand gereicht werden. Zur Begrüßung falten die Mönche ihre Hände wie beim christlichen Gebet, halten sie dabei aber vor der Brust.

Der Buddhismus in Nepal – dem Dach der Welt

Feststehender Manistein in Khumbu Himal
Foto: MA Ernst
Feststehender Manistein in Khumbu Himal. Foto: MA Ernst

In der nepalesischen Region Khumbu Himal entwickelte der Buddhismus einen besonderen Charakter. Das Berggebiet im Nordosten liegt im Schatten des 8848 Meter hohen Mount Everest, des höchsten Berges der Welt. Weltberühmt sind die mit Sprüchen versehenen Mani-Steine. Die Sprüche sind entweder, wie links im Bild zu sehen, direkt in einen Felsen gehauen, oder in einen kleinen und flachen Stein geritzt. Sie enthalten Mantras, Anordnungen von heiligen Silben und Tönen, die nach dem Glauben des tantrischen Buddhismus über besondere Macht verfügen. Im Westen besonders bekannt ist die Silbe „om“. 
Ein bekanntes Mantra lautet „Om mani padme hum“, es endet mit der Zeile „Oh du, in dessen Lotus ist ein Juwel“. Dies ist ein Anruf von Mahavidya, der großen Göttin des Wissens. Die Mani-Steine sind bevorzugt an Gipfeln, Pässen oder am Eingang von Siedlungen zu finden. Teilweise sind sie auch als Gruppen zu bestaunen, bei denen das selbe Mantra auf einer Fülle von Steinen immer wieder und wieder eingeritzt wurde.

Das Kloster Tengboche

Gebetshaus des Klosters Tengboche
Foto: MA Ernst
Gebetshaus des Klosters Tengboche. Foto: MA Ernst

Das Kloster Tengboche ist das Zentrum des nepalesischen Buddhismus. Es befindet sich in einer höhe von 3858 Metern am Fuße des Thamersku. 1923 erbaut, wurde es bei einem Brand im Jahr 1989 stark in Mitleidenschaft gezogen, aber anschließend renoviert. Im Kloster Tengboche gibt es auch eine Übernachtungsmöglichkeit für Touristen und Zeremonien, bei denen Gäste beiwohnen dürfen. Es zählt zu den modernen Klöstern, die den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt haben.

Die Regeln des Patimokkha

Die Regeln für den buddhistischen Mönch sind sehr zahlreich. Die 227 bedeutsamsten sind in der Schrift Patimokkha festgehalten. Danach gelten für die Mönche zunächst die normalen fünf Verbote und die acht Gebote des achtfachen Pfades. Verboten sind das Töten, das Stehlen, das Lügen, die Wollust und der Genuss von Alkohol. Zusätzlich gibt es für die Mönche noch strengere Festlegungen zur Keuschheit. Ein buddhistischer Mönch darf beispielsweise nicht mit einer Frau unter einem Dach nächtigen. In der Praxis wird diese Regelung aber nicht wörtlich genommen, es genügt bereits, wenn das Zimmer eines buddhistischen Mönches über einen separaten Eingang des Hauses erreichbar ist. Doch der Bruch einer Mönchsregel führt dazu, dass der Betreffende in seinem Leben nie wieder buddhistischer Mönch werden kann.

Die Kleiderordnung

Auch die Kleiderordnung ist im Patimokkha festgehalten: Die schlichte Kleidung (ti-cîvara) besteht aus dem Obergewand (sanghâti), dem eigentlichen Gewand (uttarâsanga) und dem Untergewand (antaravâsaka). Die einfache Kleidung unterstreicht das Ideal der asketischen Lebensführung. Zum Gewand kommen lediglich noch ein Unterhemd (msaka) sowie ein Gürtel (kâya bandha) hinzu.

Buddhistische Weisheit

Ein Mönch fragte: „Meister, welcher Überlieferung gehört ihr an?“
Der Meister antwortete: „Als ich noch Schüler von Huangbo war, stellte ich ihm diese Frage dreimal und wurde dreimal von ihm geschlagen.“
Der Mönch war unschlüssig, was er dazu sagen sollte. Da schrie ihn der Meister plötzlich an, gab ihm Hiebe und rief: „Nagle keinen Stock in einen leeren Raum.“

(Chan – Schule, 9. Jhdt.)

Die buddhistische Ausbildung

Die Universität des Klosters Sera in der chinesischen Provinz Tibet bietet eine Schulung in buddhistischer Religion und Philosophie an, die bis zu 20 Jahren dauert und mit dem Abschluss Lhampra – Gesche endet. Doch eine zeitlich so intensive Auseinandersetzung erscheint modernen Vertretern des Buddhismus nicht mehr angemessen, um die Tradition als Ganzes zu erhalten und im Wettbewerb mit anderen Religionen und Weltanschauungen zu bestehen. So werden heute auch im Buddhismus verschiedene Angebote gemacht, um neue Anhänger zu gewinnen. Meditationen, Pilgerfahrten und zeitlich begrenzte Aufenthalte in Klöstern gehören ganz selbstverständlich zu den Möglichkeiten, den Buddhismus kennenzulernen ohne sich der Gemeinschaft gleich anzuschließen. 

Buddhistische Strömungen

Die Vielzahl der buddhistischen Strömungen brachte auch unterschiedliche Formen von Klöstern hervor. Nicht vergleichbar mit den Anlagen im Himlaya sind die „Wat“, die Klöster in den südostasiatischen Ländern Kambodscha, Laos, Thailand und Myanmar. Vor allem in den ländlichen Regionen erfüllen sie die Funktion eines Dorfzentrums, und haben nicht selten Schul- und Klinikräume integriert.

Menander von Baktrien: Buddhismus mit griechischem Antlitz 

Große Buddhastatue von Bamiyan 
Foto: UNESCO
Große Buddhastatue von Bamiyan. Foto: UNESCO

Wie jede andere Religion entwickelte auch der Buddhismus im Laufe der Zeit unterschiedliche Strömungen und Verschmelzungen. Eine fruchtbare Begegnung mit der griechischen Kultur fand im 3. und 2. Jahrhundert vor Chr. im Königreich Baktrien statt. In diesem Nachfolgestaat des untergegangenen Alexanderreiches herrschte König Menander, der dem Buddhismus gegenüber sehr aufgeschlossen war und seine Verbreitung föderte. Der kulturelle Austausch zwischen Ost und West funktionierte in beide Richtungen, wenn auch nicht auf der selben Ebene.

Buddhismus und Stoa

Die abendländische Philosophie erschien den buddhistischen Gelehrten als wenig attraktiv. Zwar stimmen die Schulen des Stoizismus und Epikureismus in einigen Punkten mit der buddhistischen Lehre überein, aber dies bestätigte lediglich den eigenen Standpunkt: dass die philosophischen Ideen verlief von Ost nach West tradiert wurden.

Griechische Baumeister im Dienst des Buddhismus

Ganz anders verhielt es sich mit der Kunst der griechischen Plastik, denn die griechischen Baumeister und Künstler schufen neue Impulse für die Herstellung von buddhistischen Statuen und den Bau von Kultstätten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die mit 55 Metern größte je gebaute Statue eines Buddha in dieser von Hellenismus und Buddhismus zu gleichen Anteilen geprägten Region entstand. Das Bild oben zeigt die große Buddha – Statue von Bamiyan, die um 550  n. Chr. aus dem Felsen gehauen wurde. Der Standort liegt 2500 Meter über dem Meer gelegenen Bamiyan – Tal im heutigen Afghanistan im Nordwesten von Kabul.

2001: Die Taliban sprengen die Buddha-Statuen

Trotz internationaler Proteste sprengte die fundamentalistische Taliban- Regierung 2001 die große Buddhastatue in die Luft. Auch die kleinere Buddhastatue daneben wurde nicht verschont. Heute klafft in den Felsnischen nur ein riesiges Loch. Die Kunstwerke sind für immer zerstört. Ob an der selben Stelle wieder Statuen stehen sollen, wird zur Zeit sehr kontrovers diskutiert. Berfürworter der Widererichtung machne vor allem ökonomische Interessen geltend. In der Zeit vor der sowjetischen Invasion Afghanistans waren die Statuen ein beliebter Anziehungspunkt für Touristen.

Mahayana und Hinayana 

Bereits im 3. vorchristlichen Jahrhundert gab es innerhalb der buddhistischen Gemeinden einen Disput, der zur Trennung der Lehre führte. Das Hinayana (sanskrit: kleines Fahrzeug) steht hierbei für den älteren und eher auf die Einzelperson fixierte Lehre. Die Tradition des Hinayana umfasste 18 Schulen, von denen heute aber nur noch die Richtung des Theravada aktiv ist. Der Mahayana – Buddhismus, (sanskrit: großes Fahrzeug) hat nicht nur das individuelle Glück zum Ziel, sondern das Wohl aller Lebewesen. Seine Anhänger verstehen sich selbst als  im Gegensatz zum Hinayana weniger elitäre Bewegung. Der Erfolg des Mahayana ist auch mit dem hohen Stellenwert der Familie in der chinesischen Gesellschaft zu erklären. Die Hinayana – Variante rückte das Mönchtum ins Zentrum und schuf dadurch eine Trennung zwischen dem Gläubigem und seinen Angehörigen. Der Mahayana – Buddhismus berücksichtigte hingehen auch die Bedürfnisse des Laientums.

Buddhistische Weisheit

Ein Mönch beklagte sich beim Meister und sagte:
„Ich fühle mich todkrank, ach bitte heilt mich doch.“
„Nein“, erwiderte der Meister „ich werde dich nicht heilen.“
„Und warum nicht?“ fragte der Mönch.
Der Meister antwortete: „Damit du weder lebst noch stirbst“.

(Chan – Schule, 9. Jhdt.)

Der Buddhismus in Europa 

„Wenn ich die Resultate meiner philosophischen Forschung als den Maßstab für die Wahrheit heranzöge, sähe ich mich veranlasst, dem Buddhismus den Vorrang vor allen anderen Lehren einzuräumen.“ Quelle: Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung (1859).
Schopenhauer, Nietzsches geistiger Ziehvater, übernahm vom Buddhismus die Ansicht, dass der Willen als Ursache des menschlichen Leidens anzusehen ist. Im Gegensatz zur östlichen Lehre, fasste er aber das Nichts (Nirwana) keineswegs als etwas Absolutes auf, sondern als einen erstrebenswerten Zustand für das einzelne Individuum. Der buddhistische Ansatz Schopenhauers führt über eine Negation des Willens zu einem einigermaßen erträglichen Dasein. Nietzsche, der sich im Laufe der Zeit immer weiter von seinem Mentor entfernte, verkehrte vor seinem geistigen Zusammenbruch das buddhistische Ideal des Nicht – Wollens ins Gegenteil, zum „Willen zur Macht.“

Der Buddhismus und die 68er

Im 20. Jahrhundert erlebte der Buddhismus im Westen eine Renaissance durch das Aufkommen neuer spiritueller Bewegungen im Zuge des gesellschaftlichen Aufbruches der 60er Jahre. Heute gehören die Symbole fernöstlicher Lebenskunst zu gleichen Teilen zum Markenzeichen von Managern und Psychotherapeuten. 

Literatur: Bauer Wolfgang: Geschichte der chinesischen Philosophie. Konfuzianismus, Daoismus, Buddhismus. München 2001. Hammer, Christiane & Führer, Bernhard: Tradition und Moderne. Religion, Philosophie und Literatur in China. Dortmund 1997. Jingang pi (Taisho shinshu) 55 Bde. Tokyo 1924-1928.